13. Juli 2025
Noch kurz vor den Sommerferien fand an der Abendschule Gießen am 25. Juni 2025 eine szenische Lesung des Hessischen Landestheaters Marburg statt. Bibiana Malay und Flamur Blakaj widmeten sich dem Klassiker »Im Westen nichts Neues« von Erich Maria Remarque.
»Als ich geboren wurde, herrschte Krieg.« Mit diesen Sätzen, denen eine lange Liste unterschiedlichster Kriege und Konflikte folgten, begannen Bibiana Malay und Flamur Blakaj, Ensemblemitglieder des Hessischen Landestheaters Marburg (HLTM), ihre szenische Lesung. Das HLTM spielte in Zusammenarbeit mit dem Schultheaternetzwerk Gießen-Marburg zum großen »Schuljahresfinale« mobile Klassenzimmerstücke. In den knapp 60 Minuten wurden chronologisch die markantesten Szenen aus dem Buch vorgetragen. Neben den drastischen Beschreibungen des »Kanonenfiebers« im Artilleriebeschuss oder der »blauen Köpfe und schwarzen Lippen« in Folge der Giftgasangriffe nahmen vor allem die Lazarettszene um den sterbenden Kameraden Kemmerich und die befremdlichen Erfahrungen des Protagonisten Paul Bäumer während seines Fronturlaubs einen großen Raum ein.
Die Umsetzung an der Abendschule organisierte Lehrerin Giuliana Klein, die gleichzeitig abgeordnete Lehrkraft im Schultheater Netzwerk ist. Gemeinsam mit dem HLTM möchte das Netzwerk allen Schülerinnen und Schülern den Zugang zu kultureller Bildung ermöglichen, unabhängig von Alter oder Schulform. »Für uns ist das Theater der zentrale Schlüssel für kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe«, wie Klein die Arbeit des Netzwerks pointiert.
Entgegen den Erwartungen von Giuliana Klein und Carola Unser-Leichtweiß, Intendantin des HLTM, kamen trotz schweißtreibender Temperaturen fast mehr Schülerinnen und Schüler in den Saal, als Stühle aufgestellt waren. Vom ersten Hauptschulsemester bis zum Abiturjahrgang waren alle Stufen vertreten. Da viele der Anwesenden selbst Kriegs- und Fluchterfahrungen machen mussten, wurde eingangs darauf hingewiesen, dass es sich bei Remarques Werk um teils drastische und explizite Beschreibungen von Krieg, Tod und Verletzungen handelt. In Kleins Klasse aus dem ersten Realschulsemester sind lediglich drei Studierende vorhanden, die keine Fluchterfahrungen durchleben mussten. Im Nachgespräch fragte Unser-Leichtweiß die Schülerinnen und Schüler nach ihren Gefühlen und Eindrücken. Eine junge Frau meinte: »So etwas sollte es viel öfter in den Schulen geben.« Andere zeigten sich begeistert von den schauspielerischen Leistungen.
Den kompletten Bericht des Gießener Anzeigers finden Sie hier: https://www.giessener-anzeiger.de/stadt-giessen/im-westen-nichts-neues-an-giessener-schule-93818566.html