Arme Welt – Reiche Welt: „Projekt Uganda" an der Abendschule Gießen

26. November 2017

Kunsttherapeutin Claudia Grothe breitet unter den neugierigen Blicken der Studierenden der Abendschule Gießen verschiedene Handarbeiten aus dem afrikanischen Land Uganda aus.

Farbenfrohe Taschen, detailverliebte Holzskulpturen, verzierte Schalen, handbemalte Schals. Sie erzählt anerkennend, dass viele dieser Gegenstände von aidskranken Waisenkindern gefertigt worden sind, mit denen sie in Uganda gearbeitet hat, und schlägt dazu auch ein Fotoalbum auf.

Denn auf dPhotoalbum Ugandaie Initiative der Lehrkräfte des Fachbereichs Historisch-politische Bildung (Christine Stachura, Simone Krauskopf, Petra Gries und Udo Flick) hin konnten Studierende der Abendrealschule und des Abendgymnasiums  am vergangenen Donnerstag gemeinsam erfahren, was die Folgen der Kolonialisierung für ein Entwicklungsland sind und ein differenzierteres Bild der afrikanischen Kultur erhalten.

Gemeinsam lernen: Abendrealschule und Abendgymnasium verbinden ihre Lehrpläne

Dazu hatten die Lehrkräfte zwei Experten in die Aula des Schulzentrums Gießen-Ost eingeladen, die sich seit Jahren in Uganda als Therapeuten und Helfer traumatisierter Kindersoldaten engagieren: Dr. Klaus-Dieter Grothe, Psychologe und ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, und seine Frau Claudia Grothe. Die persönlichen Erfahrungen des Ehepaars sind für die Studierenden der Abendschule besonders interessant, da auf dem Lehrplan der Klassen R4 und Q1a/Q1b in diesem Semester „Erste Welt – Dritte Welt" steht. Und was ist zur Vertiefung dieses Themas besser geeignet als ein Bericht über Uganda aus erster Hand?

Kriege, Katastrophen, Korruption, Kindersoldaten?

Doch die eröffnenden Worte des Schulleiters der Abendschule, Dieter Cebulla, über die Schönheit dieses tropischen afrikanischen Landes und dessen Fremdenfreundlichkeit stehen in scharfem Kontrast zu den vier Vorurteilen, die Dr. Klaus-Dieter Grothe jetzt an die Leinwand der Aula wirft: „Uganda: Kriege, Katastrophen, Korruption, Kindersoldaten?"

„Kaum ein afrikanisches Land ist von so vielen negativen Assoziationen geprägt wie Uganda", weiß Grothe. Er erzählt von Diktatoren wie Idi Amin, Rebellenführer Joseph Kony, der einst 120.000 Kindersoldaten rekrutierte, AIDS-Epidemien und der Verfolgung von Homosexuellen.

„Auch in Uganda zeigen sich so die Folgen der britischen Kolonialisierung. Das Land ist seit 1962 unabhängig, aber die Hauptsprache dort ist immer noch Englisch, und im Umgang mit den Menschen zeigt sich die englische Erziehung. Fast wäre Uganda sogar Deutsch geworden – doch das ist glücklicherweise nicht passiert. So sind Deutsche in Uganda im Gegensatz zu Engländern gern gesehen", berichtet Grothe lächelnd. Tatsächlich zeigt die Nationalflagge Ugandas die gleichen Farben wie die deutsche. „Aber Uganda hat noch einen Kranich in der Mitte!", weiß eine Studierende des Abendgymnasiums. 

„Wenn wir hungern, dann hungern wir gemeinsam"

Das afrikanische Land hat sich von den Folgen des 20-jährigen Bürgerkriegs, der zwischen 1966 und 1986 wütete, zwar noch nicht ganz erholt, doch zeigen sich viele positive Veränderungen u.a. im Bildungssystem und in der Toleranz gegenüber anderen Menschen.

„Ich habe auf dem Weg hierher im Radio gehört, dass Uganda sich sofort dazu bereiterklärt hat, lybische Flüchtlinge aufzunehmen", merkt ein Studierender der Abendschule an. Und tatsächlich hat Uganda in den letzten drei Jahren nicht nur 1,3 Mio. Flüchtlinge aufgenommen, sondern es gibt Familien auch ein eigenes Stück Land zur Bebauung. „In Uganda ist das Land so fruchtbar, dass man von der Hand in den Mund leben kann", berichtet Klaus-Dieter Grothe. Der ugandische Flüchtlingsminister Ecweru betont, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind, und obwohl Uganda derzeit eine Hungerkatastrophe droht, macht Ecweru klar: „Wenn wir hungern müssen, dann hungern wir gemeinsam."

Menschen sind sich des Werts ihres eigenen Landes nicht bewusst

Doch leider wird das fruchtbare tropische Land gleichzeitig an Investoren veräußert, statt den Einheimischen klarzumachen, wie hoch der Wert ihres eigenen Landes ist. Deswegen haben Claudia und Klaus-Dieter Grothe drei Hektar Land aufgekauft und es ehemaligen Kindersoldaten zur Verfügung gestellt, die lernen, wie man das Land bebaut. Anfang 2018 reisen Grothes daher erneut nach Uganda, um insbesondere kranken und traumatisierten Menschen zu helfen. Der Förderverein der Abendschule Gießen unterstützt dieses Engagement mit einer Spende an die Flüchtlingshilfe.


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